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Showdown

Dienstag, 23. Juli 2024, 20 Uhr, Annas Art Galerie/Storytels Lounge

Was ist das nur: Kunst?
Ein bereinigender Disput zwischen einem Galeristen und einem Museumsdirektor vor Publikum mit abschließendem HalunderVision Art Contest

Dass Galeristen und Museumsdirektoren auf die Frage, was Kunst ist, seit eh und je völlig verschiedene Antworten abliefern: Geschenkt! Aber dass sie ausgerechnet an einem lauen Sommerabend direkt vor dem Rathaus von Helgoland in ein lautes Scharmützel darüber geraten und Handgreiflichkeiten nur schwer vermieden werden können – das allerdings ist neu!

Unter Vermittlung von einheimischen Unbeteiligten einigen sich die Kontrahenten auf einen Showdown: Wenige Tage nach dem Disput vor dem Rathaus in etwas entspannterer Atmosphäre treffen beide Kontrahenten erneut aufeinander: Unter Wahrung gebührenden Abstands und vor geneigtem Publikum geben sich Galerist und Museumsdirektor unter Aufbietung von allerlei Argumenten, Fallbeispielen und Naturalien alte, junge, abseitige, völlig logische Antworten auf die ewig aktuelle, noch immer ungelöste Frage „Was ist das nur: Kunst?“

Um die Sache endgültig aus der Welt zu schaffen, vereinbarten beide Rivalen, die Entscheidung über die Stichhaltigkeit ihrer Argumente in einer Art von HalunderVision Art Contest (HAC) in die Hände des Publikums zu legen. Der Sieger zahlt die Zeche!

Special Guest: Detlev Rickmers führt durch den Contest!

Der Galerist (Foto: Künstler)

Lust am Streitgespräch und die Liebe zur Kunst erwarten die Besucher von Annas Art Galerie auf Helgoland, wenn sich zwei extrovertierte Persönlichkeiten der Kunstwelt auf der Bühne gegenüberstehen: der prominente Kunsthistoriker und Museumsdirektor Dr. Jürgen Fitschen und der vielseitige Künstler und Galerist Michael Habel, besser bekannt als MicArt63.

Dr. Jürgen Fitschen (58) ist ein etablierter Kunsthistoriker mit einer beeindruckenden Karriere. Nach der Promotion in Berlin engagierte sich Fitschen in vielen kulturnahen Stiftungen und Vereinen, arbeitete aber auch für Touristik- und Logistikunternehmen und leitete eine Reihe von Museen. In Schleswig-Holstein war er Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf. Seit Januar 2023 führt er das Museum Helgoland.

Michael Habel (61) ist ein wahres Multitalent: unter anderem Verfasser von Kurzgeschichten, Produzent von Splatterfilmpersiflagen, Pop Artist in New York und Hamburg, Sprayer seit 40 Jahren. 2016 stieg er aus dem Brotmedienjob aus und setzte alles auf seine liebsten Karten: die Galerien Popstreet.shop in Hamburg sowie Annas Art Galerie auf Helgoland (mit Kompagnon Stephan Krüll) in Kooperation mit dem Hotel Rickmers Insulaner. Seine Kunstwerke produziert und präsentiert er als MicArt63.

Habel, der kreative Freigeist, sieht Kunst als Ausdruck der Seele, jenseits aller akademischen Schranken. „Kunst ist, was berührt, provoziert und inspiriert“, sagt Habel mit einem Augenzwinkern. „Es geht um den Prozess des Entstehens eines Werks. Die Sprühdose ist mein Pinsel, die Leinwand mein Ventil. Alles andere ist nebensächlich."

Der Museumsdirektor (Foto: Uli Mack, Hamburg)

Fitschen hingegen, ganz der analytische Kopf, argumentiert, dass Kunst in gesellschaftlichen Situationen und sodann akademischen Kontexten erst ihre wahre Bedeutung erhält, also ursprünglich eine soziale Funktion erfüllt. „Erst was dort definiert wird, darf sich am Ende Kunst nennen. Der Rest kann weg. Kunst ist mehr als nur ein persönlicher Ausdruck“.

Beide, Galerist und Museumsdirektor, liefern sich einen leidenschaftlichen Austausch darüber, was Kunst wirklich ist. Dieser Disput der beiden findet nun in Annas Art Galerie/Storytels Lounge auf Helgoland eine neue Bühne. Habel und Fitschen verteidigen in einer offenen Podiumsdiskussion ihre Standpunkte mit Leidenschaft und Humor. Besucher dürfen sich auf einen Abend hitziger Debatten, inspirierender Geschichten und vergnüglicher Einblicke in die Welt der Kunst freuen.

Besondere Gäste auf der Insel

28. Juli bis 2. August 2024
Helgoland Entdecker 2024

Helgoland Entdecker 2024 ist der Jugendpreis der Stiftung Nordseemuseum Helgoland. Er würdigt das Engagement von jugendlichen Gästen auf der Nordseeinsel zwischen 10 und 14 Jahren, belohnt ihre Initiative, ermutigt und regt sie an, sich aktiv mit der Welt zu befassen, Neues in ihr zu entdecken und bereits Bekanntes zu hinterfragen.

Das Ende der Mole, Helgoland im Jahr 2024 (Foto: Museum Helgoland)

Die Stiftung lädt in diesem Jahr zum ersten Mal Jugendliche zu einem sechstägigen Aufenthalt auf Helgoland ein! Dabei werden sie die See befahren, Natur erleben, Inselbewohner kennenlernen oder geheime Orte aufsuchen. Sie sind dann Helgoland Entdecker und erforschen unter der Leitung von Colin (12), einem echten Djong (Inseljungen), den roten Felsen. Das Programm findet vom 29. Juli bis 1. August 2024 in Begleitung von sach- und fachkundigen Insulanern statt.

Colin (12), einer der diesjährigen Helgoland Entdecker, am Set Building der Ausstellung Die letzte Fahrt von UC 71 im Februar 2024 (Foto: Museum Helgoland)

Die diesjährigen Entdecker heißen Anna (11) aus Brühl/Nordrhein-Westfalen, Elijas (13) aus Glindenberg/Sachsen-Anhalt, Lilly (12) aus Horst/Schleswig-Holstein und Colin (12) von der Insel Helgoland. Die Festländer waren schon mit ihren Familien auf Helgoland im Urlaub und sind dabei durch ihr herausragendes Interesse am Leben und an der Geschichte der Insel aufgefallen. Im Herbst 2023 hat die Stiftung Nordseemuseum sie deshalb eingeladen, als diesjährige Helgoland Entdecker noch einmal zurückzukehren!

Der Jugendpreis wird von der Stiftung Nordseemuseum Helgoland ausgerichtet und alle zwei Jahre neu ausgelobt. Die Stiftung ist den Förderern und Unterstützern des Projekts – der Gemeinde Helgoland, dem Rotary Club Helgoland und der FRS Helgoline – für das großzügige Engagement in besonderer Weise verbunden.

Sonderausstellung

14. April 2024 bis 5. Januar 2025

Die letzte Fahrt von UC 71

Das U-Boot UC 71 gehörte zur Kaiserlichen Marine und war im Ersten Weltkrieg vor der französischen Atlantikküste (bis in die Biskaya), in der Irischen See und im Ärmelkanal aktiv. 1916 wurde das Boot in Hamburg bei Blohm & Voss als Minenleger gebaut. Nach seiner Ausrüstung der teilte man es der sogenannten Flandernflotille zu, die an der belgischen Küste des Ärmelkanals große Marinestützpunkte unterhielt. Das deutsche Marinecorps hatte in Ostende, Zeebrügge und Brügge in kürzester Zeit ausgedehnte Werft- und Ausrüstungsanlagen, darunter die ersten überhaupt bekannten U-Boot-Unterstände und Schutzbunker, bauen lassen. Hunderte deutsche U-Boote starteten von hier aus, um Handels- und Kriegsschiffe aufzubringen oder zu versenken, Häfen durch Minensperren unzugänglich zu machen und so den alliierten Nachschub für die Westfront zu unterbinden.

Forschungstaucher am Wrack von UC 71, 2014 (Foto: submaris Kiel)

Die Häfen lagen kaum mehr als 20 Kilometer von der flandrischen Westfront entfernt, wo sich Deutsche und Briten zwischen 1914 und 1918 unvorstellbar blutige Kämpfe (Flanders Fields) lieferten. Die Schlachtfelder in Westflandern waren ein bedeutender Kriegsschauplatz: Bis zuletzt hatten beide Kriegsparteien aber kaum militärische Erfolge vorzuweisen – trotz monströser Abnutzungsschlachten. Hier sind eine Million Soldaten aus mehr als 50 Nationen verwundet, vermisst oder im Kampf getötet worden. Städte und Dörfer wurden in Schutt und Asche gelegt, ihre Bevölkerung über Europa und darüber hinaus verstreut. Die Zerstörung der Stadt Ypern und die brutalen Bedingungen während der Schlacht von Passchendaele (dritte Flandernschlacht) sind weltweit zu Symbolen für die Sinnlosigkeit des Krieges geworden. Mit Denkmälern, Museen, Friedhöfen und unzähligen individuellen Erzählungen zeugt die europäische Region noch heute von dieser Geschichte.

UC 71 beim Einlaufen in den Hafen von Zeebrügge, 1917 (Foto: Bendert 2000)

In Brügge, das jetzt vor allem für seine historische Altstadt bekannt ist, hatte UC 71 seinen Liegeplatz. Kaum einige hundert Meter nördlich der Altstadt befindet sich ein Hafen, von dem aus geradewegs ein Kanal ins rund 15 Kilometer entfernte Zeebrügge führt. Von dort erreichten die in Flandern stationierten deutschen U-Boote den Ärmelkanal, durch den sie in ihre Einsatzgebiete im Atlantik oder an englische, irische und französische Küsten fuhren. UC 71 versenkte zwischen 1916 und 1918 unter Einsatz von Torpedos, Seeminen und Sprenggranaten insgesamt 61 Schiffe – und war dabei stets selbst in Gefahr, durch Beschuss und Bomben zerstört, von Schiffen gerammt oder von Netzsperren versenkt zu werden.

Forschungstaucher vor dem Turm des Wracks von UC 71, 2016 (Foto: submaris, Kiel)

Als sich im Oktober 1918 abzeichnete, dass das deutsche Marinecorps seine Stellungen in Flandern nicht mehr halten konnte, mussten die Stützpunkte in Belgien geräumt werden. Viele U-Boote wurden zunächst in deutsche Häfen verlegt, von wo aus man sie nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 an die Alliierten auslieferte, zum Beispiel nach Harwich in Großbritannien. UC 71 wurde zunächst nach Wilhelmshaven gefahren, von dort vermutlich in den U-Boot-Hafen Helgoland verlegt. Als es am 19. Februar 1919 als eine der letzten Einheiten nach England überführt werden sollte, sank es unter mysteriösen Umständen südwestlich der Einfahrt des Hafens – angeblich wegen des schlechten Wetters.

Digitales Modell (Scan) des Wracks von UC 71 (Foto: submaris, Kiel)

Die Existenz des Wracks von UC 71 etwa 800 Meter vor der Hafeneinfahrt südwestlich von Helgoland war den für die Sicherheit des Seeverkehrs zuständigen Beamten beim Wasser- und Schifffahrtsamt bereits bekannt. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, ehe man nach aufwendigen Vorbereitungen im Jahre 2014 mit der Erforschung beginnen konnte. Seitdem ist es regelmäßig von Forschungstauchern unter der Leitung des Unterwasserarchäologen Florian Huber (submaris, Kiel) dokumentiert worden. Alle Unterwasserfotos in der Ausstellung stammen von diesen Kampagnen.

Das vom Visual Effects Artist Lars Groeger in Szene gesetzte 3D-Modell (Foto: Museum Helgoland)

Wegen seines außergewöhnlichen Schicksals und der speziellen Bauweise ist das U-Boot historisch von großer Bedeutung. Es steht seit 2012 unter Denkmalschutz. Doch nach über 100 Jahren in der hochdynamischen Nordsee zerfällt das 50 Meter lange Wrack unaufhaltsam. Spezialisten aus Finnland, Schottland und Kiel haben deshalb das Wrack mittels Fotogrammmetrie gescannt. Die Taucher um Huber filmten jeden Winkel des Boots, das in rund 23 Metern Tiefe liegt, mit hochauflösenden Kameras. Aus den Videoclips wurden später rund 30.000 Einzelfotos extrahiert, die anschließend zu einem digitalen Modell verrechnet wurden. Das hier präsentierte Modell wurde auf der Grundlage dieser Daten im 3D-Druckverfahren hergestellt und von Lars Groeger, einem Visual Effects Artist bei internationalen Filmprojekten, aufwendig in Szene gesetzt.

Atelierausstellung

1. Juli bis 31. Oktober 2024, Atelierbude auf dem Museumshof

Inseln und Küsten!
Der Maler und Grafiker Wolfgang Tiemann zu Gast im Museum Helgoland 

Wolfgang Tiemann muss man ohne jeden Zweifel zu den Urgesteinen der deutschen Malerei und Grafik der letzten fünf Jahrzehnte rechnen. Er beherrscht nicht nur meisterhaft die künstlerischen Techniken seiner Wahl, sondern entwickelt Sujets und Themen seiner Kunst mit einer in Norddeutschland kaum bekannten Folgerichtigkeit.  

Küstenlandschaften, 2013, Mischtechnik auf Leinwand, Maße 140 x 230 cm (Foto: Künstler)

Nach anfänglich hyperrealischen Werken in den achtziger Jahren hat Tiemann früh seinen Kern und Auftrag gefunden: Mensch, Geschichte, Mythen, Landschaften in einer informellen Bildwelt voller Zeichen, Assoziation und Intuition.

Wolfgang Tiemann (Foto: Künstler)

Wolfgang Tiemann wurde 1952 in Westfalen geboren, studierte Grafik und Malerei in Hannover und Braunschweig, lebt und arbeitet in der Nähe der niedersächsischen Landeshauptstadt und auf der spanischen Insel Ibiza. Zwischen dem 29. Juni und dem 5. Juli 2024 weilt der Künster auf Helgoland und arbeitet im Atelier des Museums. Die hier entstehenden und weitere Werke aus dem Kontext der den Maler seit langem beschäftigenden Sujets Inseln und Küsten sind bis zum Ende der Saison in der Atelierbude zu sehen.