Da ist noch was offen! Die Hamburger Malerin Carmen Botermann im Museum Helgoland
Helgoland und die Düne sind Inspiration und Namensgeber für den seit dem Jahre 2013 auf Einladung des Museum Helgoland entstehenden Zyklus Logbuch einer Insel. In den Bildern spiegeln sich die Eindrücke der Hamburger Künstlerin Carmen Botermann von Insel, Nordsee, Bewohnern und anderen mit der Helgoländer Welt verbundenen Aspekten des Lebens.
Der letzte Aufenthalt der Malerin liegt allerdings schon einige Zeit zurück: Im Jahre 2015 sind hier auf Helgoland noch einige Bilder entstanden. Eines ließ die Künstlerin unfertig im Museum zurück. Beim Einräumen des Gemäldedepots ist dem neuen Museumsdirektor dieses unvollendete Werk aufgefallen: Da scheint noch etwas offen zu sein, war sein erster Gedanke, und so lud er Carmen Botermann ein, auf Helgoland das Bild zu Ende zu bringen und die Werkreihe fortzusetzen!
Die Schöne und das Biest, 2013, Mischtechnik (Copyright: Künstlerin)
Das unvollendete Werk war Ausgangspunkt für einen neuerlichen Atelieraufenthalt im Museum Helgoland zwischen dem 25. Juli und 12. August 2023. Ein weiterer fand im Herbst 2023 statt.
Carmen Botermann wurde im Sauerland geboren, seit 2001 lebt sie in Hamburg. Nach einer Ausbildung zur Maskenbildnerin und Visagistin am Ende der achtziger Jahre begann sie in den neunziger Jahren mit der Kunst und entwickelte ihre Möglichkeiten und Ausdrucksweisen kontinuierlich weiter: Ab etwa 2007 hat sie Material, Ausdruck und Thema gefunden. Unter dem Titel Perspektiven des Lebens befasst sich die Künstlerin mit zentralen Werten und vitalen Fragestellungen wie innere Balance, Nächstenliebe und Zeit, ausgehend von der Motivfläche Landschaft.
Szenenwechsel
15. Juli 2023 bis 13. Januar 2024
In der Ausstellung
Julius Simonsens großformatige Reisefotografien der 20er und 30er Jahre
werden ab dem 15. Juli 2023 neue Bilder präsentiert! Es wechseln großformatige Bilderpaare: Julius Simonsen/Peter Backens (20er Jahre/2022), die einen eindrucksvollen Vergleich von topografischen Situationen auf Helgoland ermöglichen. Ferner sind acht bisher nicht präsentierte historische Ansichten Simonsens, insbesondere von Düne, Fahrstuhl und Treppenanlage neu in der Ausstellung zu sehen.
Ausstellung
15. April 2023 bis 13. Januar 2024
Julius Simonsens großformatige Reisefotografien der 20/30er Jahre
Die in der Ausstellung präsentierten Helgoland-Motive konnten 2016 als originale Glasplattennegative im Auktionshandel von Hagen Zielke erworben werden. Als Buchautor des OCEANUM-Verlags hatte dieser bereits zu diversen maritimen Themen publiziert. Seit 1980 sammelt Zielke maritime Kunst und Artefakte zur Cuxhaven-Historie und war also mit den Sujets Simonsens gut bekannt. Zusammen mit dem bekannten Hamburger Fotografen Peter Backens haben sie das Buch herausgegeben und gestaltet, auf dessen Grundlage diese Ausstellung entstanden ist.
Julius Simonsen wurde 1876 in Süderbrarup in Angeln/Holstein geboren. Als Zwanzigjähriger erlernte er das Fotografenhandwerk bei einem Dänen, von dem er 1899 das Atelier übernehmen konnte. Die Fotografie befand sich zu diesem Zeitpunkt noch ganz am Anfang ihrer beeindruckenden Entwicklungsgeschichte.
Der sogenannte Fremdenverkehr im Deutschen Reich erlebte schon um 1900 einen bedeutenden Höhepunkt. Insbesondere die vielfach bereits um 1800 begründeten Seebäder an Nord und Ostseeküste avancierten zu attraktiven Urlaubszielen, an die sich viele Gäste gerne erinnerten. Der stetig wachsende Bedarf an Erinnerungsstücken und -bildern veranlasste Julius Simonsen, in das lukrative Geschäft der Herstellung und des Vertriebs von Ansichtspostkarten einzusteigen.
Der Tourismus in der Weimarer Republik sorgte dann auch auf Helgoland für gute Umsätze durch fotografische Produkte. Im Jahre 1925 erschien zum Beispiel Simonsens Mappenwerk Helgoland – 16 Bilder in Radierungsmanier. 1932 dann übergab der Firmengründer, der schon 1943 verstarb, den Kunstverlag an seinen Sohn. 1961 wurde der fotografische Nachlass an das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropa-Forschung in Marburg verkauft und dient heute der wissenschaftlichen Forschung.
Vom alten Helgoland, so wie es die historischen Aufnahmen Simonsens spiegeln, ist nach den Fliegerangriffen vom 18. April 1945 und der größten, nichtnuklearen Explosion der Welt am 18. April 1947 so gut wie nichts nachgeblieben. Allein der alte Flakturm überlebte Krieg und Sprengung und wurde später zu einem Leuchtturm umgebaut. Der Wiederaufbau Helgolands seit 1952 fand seinen Abschluss in den Feierlichkeiten zum Jubiläum Helgoland 75 Jahre deutsch am 9. und 10. August 1965.
Der Hamburger Fotograf Peter Backens hat die Insel 2022 von ähnlichen Standorten aus betrachtet wie Julius Simonsen in den zwanziger und dreißiger Jahren. Die Aufnahmen beider Fotografen liegen also zeitlich etwa ein Jahrhundert auseinander.
Um diese großformatigen Bilderpaare – Helgoland gestern und heute – gruppiert die Ausstellung 55 Aufnahmen Simonsens. Sie liefern sehr interessante Erkenntnisse für die Inselforschung und zeigen zum Beispiel den Stilwandel in der Architektur, Veränderungen der Inseltopografie, gewandelte Moden, Geschmäcker, Wirtschaftsweisen und Lebensgewohnheiten.
Das Buch, das dieser Ausstellung zugrunde liegt:
Hagen Zielke und Peter Backens, Helgoland – Eine historische Bilderreise. Julius Simonsens Reisefotografien der 1929/1930er Jahre, ein aktueller Fotovergleich und ein Beitrag zum Seebäderdienst, Bremen 2023 (Oceanum Verlag)
ist mit freundlicher Unterstützung von folgenden Institutionen und Firmen entstanden:
Stiftung Sparkasse Südholstein | Förderverein Museum Helgoland e. V. | 1afisch.de | Gemeinde Helgoland
Die Autoren und das Museum Helgoland danken sehr herzlich!