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Sonderausstellung

14. April 2024 bis 5. Januar 2025

Die letzte Fahrt von UC 71

Das U-Boot UC 71 gehörte zur Kaiserlichen Marine und war im Ersten Weltkrieg vor der französischen Atlantikküste (bis in die Biskaya), in der Irischen See und im Ärmelkanal aktiv. 1916 wurde das Boot in Hamburg bei Blohm & Voss als Minenleger gebaut. Nach seiner Ausrüstung der teilte man es der sogenannten Flandernflotille zu, die an der belgischen Küste des Ärmelkanals große Marinestützpunkte unterhielt. Das deutsche Marinecorps hatte in Ostende, Zeebrügge und Brügge in kürzester Zeit ausgedehnte Werft- und Ausrüstungsanlagen, darunter die ersten überhaupt bekannten U-Boot-Unterstände und Schutzbunker, bauen lassen. Hunderte deutsche U-Boote starteten von hier aus, um Handels- und Kriegsschiffe aufzubringen oder zu versenken, Häfen durch Minensperren unzugänglich zu machen und so den alliierten Nachschub für die Westfront zu unterbinden.

Forschungstaucher am Wrack von UC 71, 2014 (Foto: submaris Kiel)

Die Häfen lagen kaum mehr als 20 Kilometer von der flandrischen Westfront entfernt, wo sich Deutsche und Briten zwischen 1914 und 1918 unvorstellbar blutige Kämpfe (Flanders Fields) lieferten. Die Schlachtfelder in Westflandern waren ein bedeutender Kriegsschauplatz: Bis zuletzt hatten beide Kriegsparteien aber kaum militärische Erfolge vorzuweisen – trotz monströser Abnutzungsschlachten. Hier sind eine Million Soldaten aus mehr als 50 Nationen verwundet, vermisst oder im Kampf getötet worden. Städte und Dörfer wurden in Schutt und Asche gelegt, ihre Bevölkerung über Europa und darüber hinaus verstreut. Die Zerstörung der Stadt Ypern und die brutalen Bedingungen während der Schlacht von Passchendaele (dritte Flandernschlacht) sind weltweit zu Symbolen für die Sinnlosigkeit des Krieges geworden. Mit Denkmälern, Museen, Friedhöfen und unzähligen individuellen Erzählungen zeugt die europäische Region noch heute von dieser Geschichte.

UC 71 beim Einlaufen in den Hafen von Zeebrügge, 1917 (Foto: Bendert 2000)

In Brügge, das jetzt vor allem für seine historische Altstadt bekannt ist, hatte UC 71 seinen Liegeplatz. Kaum einige hundert Meter nördlich der Altstadt befindet sich ein Hafen, von dem aus geradewegs ein Kanal ins rund 15 Kilometer entfernte Zeebrügge führt. Von dort erreichten die in Flandern stationierten deutschen U-Boote den Ärmelkanal, durch den sie in ihre Einsatzgebiete im Atlantik oder an englische, irische und französische Küsten fuhren. UC 71 versenkte zwischen 1916 und 1918 unter Einsatz von Torpedos, Seeminen und Sprenggranaten insgesamt 61 Schiffe – und war dabei stets selbst in Gefahr, durch Beschuss und Bomben zerstört, von Schiffen gerammt oder von Netzsperren versenkt zu werden.

Forschungstaucher vor dem Turm des Wracks von UC 71, 2016 (Foto: submaris, Kiel)

Als sich im Oktober 1918 abzeichnete, dass das deutsche Marinecorps seine Stellungen in Flandern nicht mehr halten konnte, mussten die Stützpunkte in Belgien geräumt werden. Viele U-Boote wurden zunächst in deutsche Häfen verlegt, von wo aus man sie nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 an die Alliierten auslieferte, zum Beispiel nach Harwich in Großbritannien. UC 71 wurde zunächst nach Wilhelmshaven gefahren, von dort vermutlich in den U-Boot-Hafen Helgoland verlegt. Als es am 19. Februar 1919 als eine der letzten Einheiten nach England überführt werden sollte, sank es unter mysteriösen Umständen südwestlich der Einfahrt des Hafens – angeblich wegen des schlechten Wetters.

Digitales Modell (Scan) des Wracks von UC 71 (Foto: submaris, Kiel)

Die Existenz des Wracks von UC 71 etwa 800 Meter vor der Hafeneinfahrt südwestlich von Helgoland war den für die Sicherheit des Seeverkehrs zuständigen Beamten beim Wasser- und Schifffahrtsamt bereits bekannt. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, ehe man nach aufwendigen Vorbereitungen im Jahre 2014 mit der Erforschung beginnen konnte. Seitdem ist es regelmäßig von Forschungstauchern unter der Leitung des Unterwasserarchäologen Florian Huber (submaris, Kiel) dokumentiert worden. Alle Unterwasserfotos in der Ausstellung stammen von diesen Kampagnen.

Das vom Visual Effects Artist Lars Groeger in Szene gesetzte 3D-Modell (Foto: Museum Helgoland)

Wegen seines außergewöhnlichen Schicksals und der speziellen Bauweise ist das U-Boot historisch von großer Bedeutung. Es steht seit 2012 unter Denkmalschutz. Doch nach über 100 Jahren in der hochdynamischen Nordsee zerfällt das 50 Meter lange Wrack unaufhaltsam. Spezialisten aus Finnland, Schottland und Kiel haben deshalb das Wrack mittels Fotogrammmetrie gescannt. Die Taucher um Huber filmten jeden Winkel des Boots, das in rund 23 Metern Tiefe liegt, mit hochauflösenden Kameras. Aus den Videoclips wurden später rund 30.000 Einzelfotos extrahiert, die anschließend zu einem digitalen Modell verrechnet wurden. Das hier präsentierte Modell wurde auf der Grundlage dieser Daten im 3D-Druckverfahren hergestellt und von Lars Groeger, einem Visual Effects Artist bei internationalen Filmprojekten, aufwendig in Szene gesetzt.

 

 

Workshop

Dienstag, 30. April 2024, 17 Uhr, Museum Helgoland

Die letzte Fahrt von UC 71
Ein Themenworkshop aus Anlass der Green Wek 2024

Was hat ein vor mehr als 100 Jahren vor Helgoland unter rätselhaften Umständen gesunkenes U-Boot mit der Langemarckstraße in Bremen zu tun? Was mit der deutschen Nationalhymne? Was mit der herrlichen belgischen Stadt Brügge?

An Großbritannien ausgelieferte deutsche U-Boote vor Harwich, 1919 (Foto: Bendert 2009)

Wir suchen Antworten – in einem Themenworkshop aus Anlass der Green Wek 2024 auf der Insel und der neuen Ausstellung Die letzte Fahrt von UC 71 im Museum Helgoland.

Moderation: Dr. Jürgen Fitschen | Direktor des Museum Helgoland

Teilnahmegebühr: 6 € (ein Glas Wasser oder Wein inklusive). Um Voranmeldung wird gebeten. Kontakt: Telefon 04725/1292 (10-14.30 Uhr) oder Mail an info@museum-helgoland.de

 

 

Unter Mitwirkung des Museum Helgoland

In den Jahren 2024 und 2025

James Krüss - Der Erzähler von Helgoland
Eine Näherung in gelesenen Texten und erinnerten Begegnungen

Präsentiert von Karen Simon, Albrecht Simon und Jürgen Fitschen

Am 31. Mai 2026 wäre der Schriftsteller, Hörspielschreiber, Kinderbuchautor und Dichter James Krüss 100 Jahre alt geworden. Geboren wurde er auf Helgoland, entdeckt in München und alt auf Gran Canaria, wo Krüss 1997 verstorben ist. 1949 lernte er Erich Kästner kennen, der ihn ermutigte, auch für Kinder und Jugendliche zu schreiben.

James Krüss (Foto: Conrad Piepenburg)

Ab 1951 schrieb James Krüss zunächst Hörspiele fürs Radio und Gedichte für Kinder und Jugendliche, die regelmäßig in Die Neue Zeitung oder in der Süddeutschen Zeitung erschienen sind. Schon als 1956 das erste Kinderbuch Der Leuchtturm auf den Hummerklippen veröffentlicht wurde und spätestens mit Timm Thaler und das verkaufte Lachen (1962) zählt er zu den bedeutenden deutschen Autoren in der Nachkriegszeit: Für das junggebliebene, junge und ganz junge Publikum hat James Krüss dann vier Jahrzehnte lang großartige Literatur verfasst!

Der runde Geburtstag von James Krüss wird 2026 natürlich von vielen Freunden, Lesern, Kollegen und Fans an unterschiedlichsten Orten gefeiert werden. Wir beginnen schon mal und laden alle Freunde und Interessierte ein, uns auf eine Art Lesereise zu begleiten: In den kommenden zwei Jahren finden in Kooperation mit Buchhandlungen und anderen Institutionen viele kleine Veranstaltungen statt – als ein Weg in das Jubiläum 2026!

Der Auftakt in Kooperation mit der Buchhandlung C. J. Müller fand in Rotenburg an der Wümme am 1. Februar 2024 statt. Weitere Veranstaltungen sind im Sommer und Herbst 2024 und das ganz Jahr 2025 geplant.

Weitere Informationen und Hinweise: www.jameskruess.de

Karen Simon wurde 1956 auf Helgoland geboren. Die Mittlere Reife absolvierte sie auf der Insel, das Abitur wie viele Insulaner im Internat in Bad Bederkesa. Danach studierte sie Sonderpädagogik in Köln. Vor dem Eintritt in den Schuldienst war Simon als Sprachheilpädagogin in verschiedenen Einrichtungen in Hamburg und Braunschweig tätig, später lehrte sie an Schulen in Wolfenbüttel und in Buchholz in der Nordheide. Karen Simon ist eine Nichte von James Krüss. Sie hat ihn auf Gran Canaria oft besucht. Sie ist verheiratet mit Albrecht Simon. Seit Januar 2024 ist sie Vorsitzende des Förderverein Museum Helgoland e. V. und Vorstand der Stiftung Nordseemuseum Helgoland.

Albrecht Simon (Foto: Museum Helgoland)

Albrecht Simon wurde 1947 in Mölln geboren. Nach dem Abitur in Montabaur im Westerwald studierte er Theologie in Bielefeld, Heidelberg und Münster. 1980 berief man ihn zum Pfarrer der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde Las Palmas de Gran Canaria. Hier kam er mit James Krüss in Kontakt, der gelegentlich für die Gemeinde in Las Palmas und auf Lanzarote Lesungen hielt. Daraus entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung, die über die Jahre anhielt. 1997 hielt er die Trauerfeier für James Krüss auf Helgoland unter Teilnahme von Katja Ebstein, Hans Clarin und anderen Prominenten aus dem Showgeschäft. Albrecht Simon ist verheiratet mit Karen, geborene Singer, einer Nichte von James Krüss. Er lebt gegenwärtig auf Helgoland und in Hamburg.

Dr. Jürgen Fitschen (Foto: Museum Helgoland)

Dr. Jürgen Fitschen wurde 1965 im Landkreis Stade geboren und studierte in Berlin Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie. Er hat seit 1995 in der Denkmalpflege, für Museen in Berlin, Magdeburg, Bremen, Schleswig, und Wilhelmshaven sowie für Tourismus- und Logistikunternehmen gearbeitet und führte eine Kunstgalerie in Stade. Die Stiftung Nordseemuseum berief ihn im Herbst 2022 mit Wirkung von Januar 2023 zum Direktor des Museum Helgoland. Publiziert hat Fitschen unter anderem über die Kunst der Schriftsteller Günter Grass und Christoph Meckel. Ehrenamtlich hat er sich in zahlreichen kulturnahen Stiftungen und Vereinen engagiert. Heute lebt er im Landkreis Stade und auf Helgoland.

 

 

Atelier

13. Januar bis 31. Mai 2024

Da ist noch was offen!
Die Hamburger Malerin Carmen Botermann im Museum Helgoland

Helgoland und die Düne sind Inspiration und Namensgeber für den seit dem Jahre 2013 auf Einladung des Museum Helgoland entstehenden Zyklus Logbuch einer Insel. In den Bildern spiegeln sich die Eindrücke der Hamburger Künstlerin Carmen Botermann von Insel, Nordsee, Bewohnern und anderen mit der Helgoländer Welt verbundenen Aspekten des Lebens.

Der letzte Aufenthalt der Malerin liegt allerdings schon einige Zeit zurück: Im Jahre 2015 sind hier auf Helgoland noch einige Bilder entstanden. Eines ließ die Künstlerin unfertig im Museum zurück. Beim Einräumen des Gemäldedepots ist dem neuen Museumsdirektor dieses unvollendete Werk aufgefallen: Da scheint noch etwas offen zu sein, war sein erster Gedanke, und so lud er Carmen Botermann ein, auf Helgoland das Bild zu Ende zu bringen und die Werkreihe fortzusetzen!

Die Schöne und das Biest, 2013, Mischtechnik (Copyright: Künstlerin)

Das unvollendete Werk war Ausgangspunkt für einen neuerlichen Atelieraufenthalt im Museum Helgoland zwischen dem 25. Juli und 12. August 2023. Ein weiterer fand im Herbst 2023 statt.

Carmen Botermann wurde im Sauerland geboren, seit 2001 lebt sie in Hamburg. Nach einer Ausbildung zur Maskenbildnerin und Visagistin am Ende der achtziger Jahre begann sie in den neunziger Jahren mit der Kunst und entwickelte ihre Möglichkeiten und Ausdrucksweisen kontinuierlich weiter: Ab etwa 2007 hat sie Material, Ausdruck und Thema gefunden. Unter dem Titel Perspektiven des Lebens befasst sich die Künstlerin mit zentralen Werten und vitalen Fragestellungen wie innere Balance, Nächstenliebe und Zeit, ausgehend von der Motivfläche Landschaft.